Coaching, Art and Design

Tilt Brush – Materialexploration

4. November 2017.Susanne Dold.0 Likes.0 Comments

Im Kunstanalogen Coaching werden Coachees nach einer Anliegensklärung durch einen künstlerischen Prozess geführt. Dabei geht es vor allen Dingen darum, Menschen, die sich in herausfordernden Situationen befinden, durch das künstlerische Arbeiten auf neue Ressourcen zu stossen, die vorher nicht bewußt wahrgenommen werden konnten. Kurz gesagt, diese Methode wird „Dezentrierung“ genannt. In dem Buch „Lösungskunst“ von Herbert Eberhart und Paolo J. Knill gibt es dazu eine kurze und einfach verständliche Erklärung. In der Dezentrierung wird der Coachee nicht nur mit einem künstlerischen Prozess konfrontiert, sondern auch mit einem Material, das neu und überraschend sein kann. Bei der Frage nach der Anwendbarkeit von Virtual Reality im Coaching hat mich im ersten Schritt das Material von Tilt Brush interessiert. Das Programm enthält verschiedene Pinsel und Farboptionen, die durch einen Controller gesteuert werden können.

Bei der Materialauswahl habe ich festgestellt, dass sich die Oberflächen nur leicht unterscheiden, wenn auch Eigenschaften wie Papieroberflächen, Farbqualitäten, Strukturen und Partikel den verschiedenen Pinselwerkzeugen zugeordnet sind. Dadurch entsteht wiederum eine sehr spezielle eigene visuelle Optik, die nicht mit real existierenden Oberflächen verglichen werden kann. Dieser Aspekt birgt daher die Chance sich durch das Programm auf eine neue Form von Materialität einzulassen, die nicht den Anspruch erhebt eine Abbildung der Realität darzustellen. Da sich die erstellten Form durchlässig im virtuellen Raum begehen lassen, entstehen neue Perspektiven, die besonders für die Dezentrierung spannende Aspekte eröffnen. Diese ersten Erkenntnisse lassen auf ein komplexes Wahrnehmungsthema schließen.

Durch die Transparenz und das Arbeiten im virtuellen Raum entstehen im Material neue und ungewohnte Perspektiven, die erlernte Sichtweisen und Erfahrungen aufbrechen können. Durch den zusätzlichen Einsatz von Screenshots und kleinen Videosequenzen können dann intermedial neue künstlerische Medienformen entstehen. Die Bilder oder Filme, die dabei erstellt werden, können dann wiederum weiterbearbeitet werden. Hier scheint sich ein interessanter Übergangspunkt von der virtuellen Welt wiederum in die Realität aufzutun.

Teilweise sind die Pinselarten und Materialien, die Tilt Brush anbietet, jedoch auch stark symbollastig und mit Spezialeffekten belastet, wie zum Beispiel die Wasserbläschen. Wenn man sich in der Tilt Brush Community umschaut, wird das Programm hauptsächlich dafür genutzt, Phantasiewelten oder reale Objekte und Räume in 3D abzubilden. Das wirkt sich auch auf die Auswahl der zur Verfügung stehenden Pinselarten aus. Mich interessiert dabei, wie das Material weg von seiner klassischen Symbolik in der abstrakten Kunst angewendet werden kann und wo sich auch der Übergang zum Kitsch vermeiden lässt. Da die Dezentrierung das Ziel hat, Coachees, aus gerlernten Bildern und Handlungsmustern ausbrechen zu lassen, wird mich hier weiter beschäftigen, wie Tilt Brush ohne die Übertreibung mit Spezial-Effekten angewendet werden kann.

Die erste Material Exploration war daher eine gute Übung, erste Fallstricke in der Anwendung zu definieren und auch die Chancen in der Kombination von Intermedialität und Bewegung bei der Anwendung des Programmes zu sehen.

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Created by Susanne Dold