Coaching, Art and Design

Die Geschichte einer Paprika

6. August 2016.Susanne Dold.0 Likes.0 Comments

Der künstlerische Prozess

Zum Ende unseres Studienganges „Kunstanaloges Coaching“ an der MSH, sollen wir uns zusätzlich zu unserer Ausbildung als Coach auch künstlerisch weiterentwickeln. Daher müssen wir als Leistungsnachweis auch ein künstlerisches Portfolio erstellen. Auch wenn ich derzeit als Kreativdirektorin und Designerin tätig und jeden Tag damit beschäftigt bin, kreative Ideen umzusetzen, so stellt mich diese Aufgabe doch manchmal auch vor Herausforderungen.

Besonders der Wechsel zwischen Designaufträgen für Kunden und meinen eigenen künstlerischen Projekten fällt mir dabei oft schwer. Da man natürlich tagtäglich davon getrieben ist, kosteneffizient unter hohem Zeitdruck gute Ideen zu liefern, so liegen zwischen dem künstlerischen Arbeiten und den Kundenaufträgen zwei komplett verschiedene Welten.

In unserem letzten Kurs kurz vor den Semesterferien bei unserer Dozentin für angewandte Kunst Sandra Freygarten, sollten wir ein ganzes Wochenende an unserem eigenen Portfolio arbeiten. Dabei wurden wir anhand von Anweisungen durch einem vorgegebenen Kreativprozess  geführt, der sehr interessante Fragestellungen beinhaltete. Der Auftrag war: die künstlerische Auseinandersetzung mit einer Paprika.

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Blindes Modellieren / Wahrnehmungsmethode von Thomas Egelkamp

Nachdem wir als Sensibilisierungsmethode blind mit Ton eine Paprika angefertig hatten, sollten wir uns im ersten Schritt eine Kunstform (Malerei, Zeichnen, Theater, Performance oder Klang) aussuchen, mit der wir uns näher mit dem Objekt der Paprika auseinandersetzen sollten. Da ich mich eigentlich für das Thema Klang interessiert hätte, aber leider mein Laptop zu Hause vergessen hatte, entschied ich mich für das Thema Performance. Auch wenn mir das Thema Performance als Kunstform nicht unbedingt zusagt und ich mich damit auch immer noch etwas schwer tue, so machte ich mich an die Arbeit.

Im zweiten Schritt sollten wir die Paprika anhand ihrer Form und ihrer Eigenschaften grundsätzlich neutral wahrnehmen und uns dabei auf die wesentliche Eigenschaften konzentrieren. Für mich bedeutete dies, in diesem Schritt auszuprobieren, welche Handlungen ich mit dem Gemüse überhaupt umsetzen könnte. Und mit Hinblick auf den Klang, versuchte ich auch herauszufinden, welche Geräusche mit der Paprika für die Performance produziert werden könnten. Diese Schritte nahm ich in einer kurzen Filmsequenz auf.

Im dritten Schritt sollten wir uns dann entscheiden, welche Sequenz in unserem Prozess besonders spannend war und welche Sequenz noch verstärkt oder übertrieben werden könnte. Auch diese Sequenz nahm ich auf und stellte dabei fest, dass sich meine aufgenommenen Filmschnipsel eher als Film eigneten und nicht als Performance. Somit fasste ich den Entschluss ein kleines Filmprojekt aus der Geschichte der Paprika zu erstellen.

Als Nächstes sollten wir dann per Zufallsprinzip neue Elemente unserem Kunstwerk hinzufügen. Ich nahm dabei verschiedene Details in den Räumen der Uni auf und integrierte diese in den Film. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen, aber das Spannende an diesen „Übungen“ waren tatsächlich die einzelnen Begriffe, die dazu führten, dem künstlerischen Prozess immer wieder eine überraschende Wendung zu geben. Letztendlich sorgte jeder Schritt für einen Perspektivwechsel und zu einem neuen Ergebnis.

künstlerischer Prozess

Perspektivwechsel eines künstlerischen Prozesses

Diese Anweisungen, die als Zettel immer wieder in den Prozess gegeben wurden, haben mich dabei stark an die Kreativitätstechniken aus Designprozessen erinnert. Mario Prickeln, ein Trainer aus der Kreativszene, der vor allen Dingen durch sein Buch „Kribbeln im Kopf“ bekannt wurde, hat mittlerweile auch eine App herausgebracht, die mit ähnlichen Methodiken das kreative Denken anregen soll.

Was hat dies nun wiederum mit dem Coaching zu tun? Im kunstanalogen Coaching werden sogenannte Dezentrierungen angewendet, in der der Coachee aus seiner Problemtrance in einen künstlerischen Prozess geführt wird. Durch diesen Prozess werden durch das künstlerische Arbeiten neue Gedankengänge angeregt. Der Coachee arbeitet dabei mit seinen eigenen Ressourcen an Aufgabenstellungen, die ihn zu kreativen Sichtweisen führen und ihn somit auf neue Lösungswege für sein Anliegen bringen.

Die Zettel, die uns dabei helfen sollten, neue Ideen zu entwickeln, werden somit im späteren Coachingprozess sehr hilfreich werden, um dem Coachee in seinen künstlerischen Prozessen beiseite zu stehen und auch selber als Coach zu sehen, wo Potentiale stärker herausgearbeitet werden können.

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Created by Susanne Dold